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Du befindest dich in der Kategorie: Schwalben-Tagebuch 2006 Mittwoch, 31. Mai 2006
Was habe ich gesehen?
Seit dem Unwetter am 20. Mai hat mich meine Beobachtung nicht mehr losgelassen. Ich wartete auf Presse- oder Nachrichtenmeldungen, ob das, was ich gesehen hatte, eventuell ein Tornado war. Zu der Zeit, als die Böenfront unsere Region überquerte, wurde auf dem Berg Weinbiet bei Neustadt (18 km entfernt) eine Rekordböe von 159 kmh gemessen! Aber die Feuerwehr in unserem Ort berichtete in ihrer Einsatzmeldung nur von einer Sturmböe und nicht von einem Tornado. Also sprach ich mit anderen Leuten und fragte sie nach ihren Beobachtungen. Unsere Nachbarin gegenüber, die einen besseren Blick in Richtung dieser Erscheinung hatte, sprach von einer „Wolke aus Ackerfolien“, die sich drehte. Einer Bekannten, die direkt an dem Ortsrand wohnt, wo ich den Wirbel gesichtet hatte, stürzte eine 25 Jahre alte Zeder im Garten um und verfehlte nur knapp ihren Vater. Sie berichtete, dass in ihrem Garten Blumentöpfe hochgehoben (!) wurden. An ihrem Haus und weiteren Häusern in der Nachbarschaft wurden Dachziegel heruntergerissen. Sie sprach ebenfalls von einem Wirbel. Was mir am 20. Mai in dem Moment, als ich wegen des seltsamen Geräusches unter unserem (an drei Seiten geschlossenen) Carport heraustrat, ebenfalls noch auffiel, war ein deutlicher Druckunterschied. Es war fast, als liefe ich in eine Art Vakuum. Mir blieb im ersten Moment regelrecht die Luft weg. Ich erinnerte mich auch an TV-Dokumentationen aus den USA, wo Leute von Tornados berichteten und deren Geräusch mit dem eines herannahenden Güterzugs verglichen. Zumindest das traf auf unseren Wirbelwind zu, treffender könnte man es nicht bezeichnen. Was ich aber nicht gesehen hatte, war ein Rüssel, der aus den Wolken kam. Eigentlich erinnerte das Ganze eher an einen riesengroßen Staubteufel. Ich fuhr ein paar Tage später noch mit dem Fahrrad aufs Feld, um nach irgendwelchen Schäden zu suchen, die auf einen Tornado hindeuten könnten. An der Vegetation sah man nicht allzu viel, aber da gibt es auch nur überwiegend Gemüseanbauflächen. Was mir allerdings auffiel, war eine alte Weide in einem Baum- und Gebüschstreifen neben dem abgedeckten Feld (in Windrichtung vor dem Feld), die fast wie abrasiert aussah. Die großen Hauptäste waren alle abgebrochen und nur ein paar dünnere Äste ragten noch in die Luft. Andere, gleich große Weiden ein Stück davon entfernt, waren weitaus weniger beschädigt und hatten nur vereinzelt abgebrochene Äste. Wäre hier ein Wald, hätte man vielleicht eine Schneise erkennen können.
Ich ließ es gut sein und googelte ein paar Tage später im Internet zu den Stichwörtern „Tornado“ und „Staubteufel“. Dabei stieß ich irgendwann auf die Begriffe „Kleintromben“ und „Böenfrontwirbel“ (Gustnado). Ich denke, genau das dürfte es gewesen sein. Gustnados entstehen dynamisch an Böenfronten aus horizontaler Windscherung. Im Unterschied zu einem Tornado besteht kein direkter Zusammenhang mit dem feuchtkonvektiven Aufwind einer Schauer- oder Gewitterwolke. Man könnte die Entstehung laienhaft am ehesten mit Wirbeln vergleichen, wie sie sich auch in fließendem Wasser bilden im Zusammenspiel mit Bodenunebenheiten und Hindernissen. In jedem Fall war die Erscheinung das unheimlichste Wetterphänomen, was ich je gesehen habe. Ich war tagelang geschockt und bekam Gänsehaut, wenn ich mich an das Geräusch und den Anblick erinnerte. Wenn das also „nur“ eine Kleintrombe war, dann möchte ich nie und nimmer einen echten Tornado erleben!
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